Ausland

Gut&Günstig: 5 von 5 auf Interrail durch Europa

Es gibt fast nichts Schöneres, als 18 zu werden, in die Sommerferien zu starten, einfach den Rucksack zu packen und planlos in den nächsten Zug einzusteigen. Genau das haben wir fünf Mädels auch gemacht. Wir hatten schon lange davon geträumt, einfach mal wegzukommen und Europa zu entdecken. Den ganzen Frühling über haben wir alles Mögliche auf Flohmärkten verkauft, um das Geld für die Tickets und die anfallenden Kosten für Campingplätze oder Hostels bezahlen zu können.

In den Sommerferien stürzten wir uns bepackt mit zwei kleinen Zelten, Kaffeekocher und Gasbrenner, einem Gemeinschaftskonto, gutem Schuhwerk, Sonnenbrillen sowie Regenschutz ins unbekannte Abenteuer. Geplant haben wir eigentlich nicht viel, weder wo wir hin wollten, noch wie lange wir irgendwo verweilen. Wir wollten die Freiheit genießen und tun, worauf wir spontan Lust hatten, was uns leider immer wieder kleinere Schwierigkeiten bereitete.

Wir testeten als erstes den Nachtreisezug (Im Nachtreisezug im Ruhewagen ohne Bett zu reisen ist echt übel, langweilig und unbequem.) und haben uns für Amsterdam als ersten Stopp entschieden. Dort angekommen suchten wir nach einem Übernachtungsquartier, um unsere Sachen abzustellen. Wir bekamen einen Platz etwas außerhalb der Stadt, dort war es am billigsten.

Amsterdam war als Reisestart überwältigend. Bereits der Bahnhof ist eine Sehenswürdigkeit und er lässt dich mitten in der Altstadt aussteigen. Die hohen, alten Häuser Amsterdams, welche über die Jahre etwas in den Boden gesunken sind, neigen sich weit in die Gassen. Beim Blick nach oben wirkte es, als ob die Stadt uns fressen wollte. Und nein, wir hatten nicht gekifft, aber auf dem Campingplatz qualmte es aus allen Zelten und für NichtraucherInnen erinnerte der Geschmack der oft verwendeten Bongs an ein hochfrequentiertes Pissoir. Wir verbrachten also so wenig Zeit wie möglich am Campingplatz.

Next Stopp Brüssel

In Brüssel fand gerade das Blumenfest statt. Das findet nur alle zwei oder vier Jahre statt und wir haben es unwissentlich auf diesen Termin geschafft. Auch unwissentlich haben wir natürlich keine Unterkunft vorgebucht. Wie Maria und Josef fühlten wir uns, als uns jedes Gasthaus weiterschickte. Schlussendlich mussten wir über ein Reisebüro in Brüssel ein Hostel buchen, welches drei Stunden mit dem Zug von Brüssel entfernt war. Die Stadt heißt Oostende und liegt an der Ostsee, also fanden wir es eigentlich ganz cool, dort auch noch gewesen zu sein. Außerdem ist Oostende ganz in der Nähe von Brügge, einem der angeblich schönsten Städtchen in Belgien. Uns hat es jedenfalls echt gut gefallen, bei jeder Brücke, die wir sahen, machten wir eine Kaffeepause, holten unseren Gasbrenner heraus und genossen die Aussicht und die winkenden Touristen auf den Booten. Die Tage waren so schön (obwohl es auch viel regnete), dass wir beschlossen, die Nacht für das Weiterreisen zu benutzen. Nach Luxemburg sollte es gehen und es gab einen Zug, der in der Nacht abfuhr und bei dem wir nur einmal umsteigen mussten – in Charleroi Sud. Blöderweise hatten wir die Zeit komplett aus den Augen verloren, das heißt wir wussten nicht, dass schon Sonntag war. Der Zug fuhr nach Charleroi Sud, aber der Anschlusszug kam nicht. Wir mussten fünf Stunden am Bahnhof verbringen, bis der nächste Zug kam, und die Gegend war beunruhigend kriminell. Im Zug am nächsten Morgen blieb der Kontrolleur eine gefühlte Stunde bei uns, um uns anzuschreien, was wir uns dabei gedacht hätten, in dieser Gegend zu übernachten.

Luxemburg war nach diesem Stress genau das Richtige. Wunderschön, grün, Hammer Altstadt und vor allem waren die LuxemburgerInnen megafreundlich und sprachtalentiert. Wir sind gute drei Tage geblieben und haben alles zum ersten Mal mit Zeit, ganz gemütlich angepackt. Das war auch nötig, denn sonst hätten wir die Tage in Paris nicht überstanden.

Paris in drei Tagen

Paris in drei Tagen zu sehen ist tatsächlich möglich – wer hätte das gedacht?! Aber zugegebenermaßen geht dadurch die Romantik, der Flair einer Stadt leider verloren. In nur drei Tagen waren wir auf dem Eiffelturm, sind die Champs-Élysées entlang gelaufen, haben vor dem Triumphbogen triumphiert, haben den Glöckner von Notre Dame vergebens gesucht, sind zur Sacré-Cœur-Basilika hoch gerannt, über das Pigalle durch das Künstlerviertel Montmartre geschlendert, haben das Gebäude von Moulin Rouge bewundert, eine Ausstellung im Centre Pompidou besucht, waren im Schloss Versailles und haben Jim Morrison (von the Doors) auf dem Père-Lachaise-Friedhof besucht, Crêpes gegessen, und beim Louvre waren wir auch noch (allerdings nur vor dem Louvre und nicht drinnen, denn wir waren zu knausrig, um den Eintritt zu bezahlen).

Über den ganzen Monat haben wir bis auf vier Nächte immer am Campingplatz oder sogar an den Bahnhöfen geschlafen, getrunken haben wir immer nur aus Literflaschen, weil uns das Einkehren in Bars zu teuer war.  Wir haben dadurch aber geschafft, in einem Monat acht Länder zu bereisen, und trotzdem haben wir inklusive Zugticket (welches damals 375 Euro gekostet hat), Essen und Übernachtungen nur 700 Euro pro Person gebraucht.

Nachdem wir uns die Füße in Paris wund gelaufen waren, verbrachten wir ein paar entspannte Tage in Bordeaux und sind dann immer weiter in den Süden gefahren. Da wir wie immer nichts planen wollten, endete unsere Reise öfters nachts an einem Bahnhof, der bald schloss und alle Leute auf die Straße setzte. Oft endeten wir also bei den Pennern vor dem Bahnhof, bis unser Anschlusszug kam.

Gott sei Dank hatten wir immer viele Schutzengel an unserer Seite. Im Nachhinein bin ich der Meinung, dass es doch Vorteile hat, wenn man etwas vorausschauend plant, und vor allem sollte man, wenn man schon mal im Ausland ist, es sich gut gehen lassen und sich durch die verschiedenen kulinarischen Höhen und Tiefen der Länder probieren, statt sich von Marmeladebrot zu ernähren.

Unser nächstes Ziel war Puigcerdá, eine Stadt im Norden Spaniens. Dort arbeitete nämlich eine Freundin von uns. Bis nach Latour-de-Carol in Frankreich brachte uns ein Zug. Von dort mussten wir zu Fuß die Pyrenäen überqueren, um nach Spanien zu kommen, da anscheinend die spanischen Gleise eine andere Norm haben als die französischen. In einer Stunde hatten wir es geschafft – trotz fettem Rucksack! Puigcerdá kennt zwar keiner (wir zumindest hatten es nicht gekannt), aber es ist eine echt nette, kleine, idyllische Stadt, die in den Bergen liegt und mit mittelalterlichem Flair überzeugt. Der Kleinstaat Andorra ist nicht weit von dort und ist ebenfalls die Reise wert, nicht nur als Steuerparadies, sondern auch kulturell.

Meer sehen

Irgendwann war es jedoch Zeit für uns, von den Bergen wieder ins Flachland zu kommen und endlich mal das Meer zu sehen. Die Städtekulturreise macht schließlich auch viel mehr Spaß, wenn sie zwischendrin durch Baden aufgelockert wird, und die Côte d‘Azur konnte uns all das bieten. Von günstigen Übernachtungen im Schlafsack am Strand, Feuerwerken über dem Meer, Baden, Sonne und Musik bis zu Großstadtfeeling, Filmkultur und Fun-Parks, riesigen Schiffen, Reich und Arm – all das findet man auf dem Weg von Saint-Raphaël über Cannes, Nizza und Monaco, bis man schließlich an der italienischen Grenze angekommen ist. Isabell musste nach drei Wochen wieder nach Hause, da sie noch ein Sommerpraktikum hatte, die anderen Vier überquerten die Grenze nach Bella Italia.

Die erste Nacht in Italien verbrachten wir in Levanto. Annas Tante lebt dort und führt mit ihrem Mann eine Pizzeria. Wir wurden zu einem Mega-Essen eingeladen und um nicht zu aufdringlich zu sein, beschlossen wir der Tante zu sagen, dass wir bereits ein Hotel gebucht und bezahlt hätten. Wir haben dann am Strand geschlafen, bis unsere Schlafsackzipfel von der Flut nass wurden.

Next Stopp Rom. Am Hauptbahnhof angekommen hat uns ein Italiener sofort angequatscht, ob wir noch eine Unterkunft suchen würden, und wir konnten mit ihm einen guten Preis heraushandeln. Er brachte uns zu einem zentral gelegenen Hotel in der Stadt. Wir teilten uns zu viert ein Zimmer, welches direkt an der Empfangshalle lag, gleich neben der Tür zu den Tischen fürs Frühstück. Obwohl überall große Nichtraucherschilder hingen, wurde in der Empfangshalle geraucht wie ein Kamin. Der Typ am Empfang war pausenlos am Telefon und hat cholerisch entweder in den Hörer gebrüllt oder einen der unzähligen Mitarbeiter angeschrien. Nach drei Tagen in Rom und in diesem Hotel waren wir uns alle einig, dass wir uns in einem „Mafiosi-Nest“ aufhielten und wir liebten es. In dem Hotel waren wir die einzigen Gäste, die nicht zugleich auch Angestellte waren. In der Küche gab es ein kleines Fenster zu einem Schacht, dort draußen war ein kühlschrankgroßer Tresor, gefüllt mit losen Geldscheinen. Wir waren sehr stolz darauf, dass uns die „Mafiosi-Typen“ so sehr vertrauten, dass sie ihr Geschäft nicht vor uns verbargen. Rom war also traumhaft, witzig, spannend und – anders als die anderen Städte – etwas krimineller.

Wir haben uns in Rom entschieden, zwei verschiedene Wege weiter zu gehen. Anna und Linda machten sich auf den Weg, die Fähre nach Griechenland zu erwischen, und Madlen und ich machten uns auf nach Florenz. Grund für die zwei Varianten war, dass  wir nur noch eine Woche Zeit hatten, bevor wir wieder daheim sein mussten, und somit mussten wir alle Prioritäten setzen, was wir noch sehen wollten. Madlen und ich, wir genossen Italien sehr, denn wenn jemand  etwas von Kunst versteht, dann die Italiener. Einen Tag verbrachten wir dann noch am Gardasee und schließlich machten wir uns über die französische Schweiz, Genf und Lausanne, auf den Heimweg.

Genau einen Tag bevor das Ticket die Gültigkeit verlor, fuhren wir Richtung Ländle bzw. bis nach St. Gallen. Zum Abschluss mussten wir natürlich noch ein letztes Mal den Anschlusszug verpassen, uns noch ein letztes Mal eine ganze Nacht um die Ohren schlagen. Zurück zu Hause gab es nur noch eins – endlich mein eigenes Bett!

Fazit: Es war eine coole Reise, mit viel Action und Abenteuer. Manchmal habe ich den Luxus vermisst, aber so Vieles in so kurzer Zeit mit so wenig Kohle erleben zu können war einfach erste Sahne.

Wie es Anna und Linda ab Rom erging:

Anna und ich machten uns auf den Weg nach Bari. In Bari schnappten wir uns in Windeseile eine Fähre, die uns über Nacht nach Patras bringen sollte. An Deck, versteht sich, weil wir nicht extra aufzahlen wollten. Eine meiner schönsten Erinnerungen ist, wie ich bei Sonnenaufgang kurz aufwachte und über das Meer auf kleine Inseln blickte. Dabei hatte ich das Gefühl, zu wissen, warum ich genau zu dieser Zeit an jenem Ort war. Der folgende Trip durch Griechenland war kurz und extrem heiß. Notgedrungen verbrachten wir die erste Nacht an einem kleinen Hafen im „falschen“ Korinth – wir waren zu früh aus dem Zug gestürzt und dann in der Einöde gelandet, wo uns schließlich nur ein paar Felsbrocken am Ufer eine Übernachtungsmöglichkeit boten. Die harte Nacht wurde belohnt mit einem Gratis-Frühstück, das uns ein Grieche, der uns am Abend davor beobachtet hatte, von einem Café brachte. Den Rest von Griechenland betrachteten wir nur noch durch die Fenster von Transportmitteln –, war es uns doch bei 50 °C einfach zu heiß, um auszusteigen und irgendwohin zu schlendern. Von Thessaloniki hüpften wir dann mehr spontan als mit Plan in den Balkan Express, der uns nach Ljubljana Richtung Heimat bringen sollte. Blöd, dass wir kaum Zeit hatten und beim Einsteigen erfuhren, dass wir schon an die 30 Stunden unterwegs sein würden, vielleicht ein paar mehr. Mit unserer halb gefüllten Wasserflasche und ein paar übrigen Keksen würde das eine ziemlich anstrengende Fahrt werden. Einen Speisewagen gab es im Zug nicht, aber immerhin wurden Getränke verkauft. Trotz der Hitze im überfüllten Zug und der Unterbrechungen an den Grenzen mit immer neuen Kontrolleuren, die einen in einer Fremdsprache anzuschreien schienen, bis man ihnen wahlweise den Pass oder die Fahrkarte reichte, war es wunderschön, sich aus dem Fenster zu lehnen, zu sehen, wie grün Mazedonien ist, die Nase in den warmen Wind zu halten und die Freiheit zu genießen.

Am Ende freuten wir uns schließlich auf einen österreichischen Zug, der uns zum Abschluss quer durch Österreich nach Hause in den Westen brachte und uns schon das Gefühl gab, daheim anzukommen.

Die Blogcrew hat dazu noch was „FÜR DICH ENTDECKT“:

Interrail

Mit dem Interrail-Pass ist es möglich bis zu 30 europäische Länder mit dem Zug zu entdecken.

Auf der Webseite http://de.interrail.eu/ findet man umfangreiche Informationen rund um das Thema Interrail und Antworten zu den Fragen: Welche Pässe gibt es? Was kosten Sie? Welche Zugverbindungen gibt es? Infos zu Regionalzügen, High-Speed-Zügen, Nachtzügen, Panorama-Fahrtstrecken und Fähren, Zugreservierungen sowie sonstigen Ermäßigungen mit dem Interrail-Pass, Infos zu Sehenswürdigkeiten in allen Ländern, Routenplanung etc.

Planung der Reise
http://de.interrail.eu/plan-your-trip – Infos über Reservierungen, Streckenkarten, durchschnittliche Reisezeiten, die besten Reiseoptionen für Reisen von Frankreich nach Italien, von Frankreich nach Spanien oder von Spanien nach Italien

Lass dich inspirieren:
http://de.interrail.eu/plan-your-trip/trip-ideas, zahlreiche Reiseideen,  Videos von Interrail-Reisenden, Tipps für Winterbahnreisen, Festivals in Europa,….

Flexibus

Mit den grünen Fernbussen von Flixbus www.flixbus.de  kannst du günstig, bequem und umweltfreundlich durch ganz Europa reisen. Täglich werden 100.000 Busverbindungen https://www.flixbus.de/busverbindung#/map  in rund 800 Städte in mehr als 18 Europäischen Ländern angeboten.
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Hellö
Unter der Marke „Hellö“ www.helloe.com  startet das neue Fernbus-Angebot der ÖBB mit 11 internationalen Verbindungen aus und durch Österreich. Ab sofort gibt es Tickets für Fahrten von 14. Juli bis 30. September 2016 zum Einsteigerfixpreis von nur 15,- Euro* inklusive Wunschsitzplatz. Im Aktionszeitraum gilt das Hellö-Ticket am gewählten Reisetag zusätzlich auch als ÖBB Vorteilscard Classic**. Damit sind Hellö-Kunden am Reisetag auch mit ÖBB-Zügen um bis zu 50%. Komfort: Ausziehbare Kopfstützen und Tische, Strom- und USB-Steckdosen, leistungsstarkes WLAN sowie ein Getränke- und Snackautomat