ESK-FreiwilligendienstIm Ländle

Nachbar*innen, aber ganz anderes: erste Eindrücke aus Vorarlberg von einer Italienerin

Wenn man über Österreich nachdenkt, sind die ersten Namen von Städten, die einem einfallen natürlich Wien, Innsbruck, Salzburg… sicherlich nicht Dornbirn in Vorarlberg. Ich muss zugeben, als ich zum ersten Mal den Namen des Ortes, wo ich meinen ESK-Freiwilligendienst für die nächsten 10 Monate verbringen sollte auf der European Youth Portal Webseite gelesen habe, habe ich gedacht: „Wo ist es? Verloren im Wald?“.

Es ist jedoch nicht so. Und das freut mich sehr, weil ein ESK-Freiwilligendienst ist nicht nur eine Zeit, während der du an einem tollen Projekt teilnehmen kannst, viele Fähigkeiten und eine Sprache lernen oder verbessern sowie Leute kennen lernen kannst, aber auch eine Möglichkeit zu persönlichem Wachstum, ein neues Land mit seiner Kultur zu entdecken … Hier fühle ich, dass ich das machen kann, weil es so viele Möglichkeiten gibt. Ich bin noch nicht viel gereist, aber schon nach den ersten Eindrücken scheint es ein wunderschönes Land zu sein, nicht so weit weg von den Bergen und auch vom Bodensee, so gibt es sicherlich viele Dinge und Orte zu entdecken. Dornbirn, die Stadt wo ich jetzt lebe und bei der aha Jugendinfo Vorarlberg arbeite, gibt mir das Gefühl einer sehr ruhigen Stadt, gut sowohl für Familien als auch für Jugendliche. Sie ist sauber und sehr gemütlich für Menschen, die zu große Städte nicht mögen, aber auch alles, was nützlich ist, in der Nähe haben wollen. Vor allem das Zentrum ist sehr schön, denn es gibt viele angenehme Restaurants und Cafés. Die Leute sind sehr freundlich, nicht nur wenn du jemanden kennenlernst: Ich habe bemerkt, dass die Leute dich hier manchmal spontan auf der Straße grüßen, obwohl sie dich nicht kennen, und das macht mir immer eine Freude und zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Es scheint auch eine sichere Stadt zu sein: So gehen hier zum Beispiel auch sehr kleine Kinder allein zu Fuß zur Schule und das finde ich großartig.

Ich denke, dass ganz Vorarlberg ideal ist für Leute, die gerne spazieren, wandern, klettern, Rad fahren, Sport machen (vor allem Ski fahren und snowboarden im Winter) und allgemein neue Orte entdecken wollen. Die Lage ist super, denn man kann Süddeutschland, die Schweiz und Liechtenstein einfach erreichen und das finde ich super, weil ich mich sehr darauf freue, viele Orte zu besuchen. Aber leider kann man nicht alles haben und trotz der vielen Vorteile gibt es auch einen Nachteil: die Preise. Ich habe bemerkt, dass vor allem Lebensmittel teurer sind als in anderen Ländern, aber auch die Preise in Restaurants und Cafés sind hoch. Ich würde auf jeden Fall empfehlen, ein bisschen gespartes Geld mitzubringen, wenn man viel ausprobieren möchte.

Etwas, das mich sehr überrascht hat, ist, dass alles ein bisschen früher anfängt: die Arbeitszeit, die Essenszeiten (oft gegen 12 Uhr für das Mittagessen und 18 Uhr für das Abendessen, also knapp zwei Stunden früher als in Italien), Öffnungszeiten von Geschäften … das muss man beachten, wenn man seinen Tag plant. Es fühlt sich erst sehr komisch und ungewohnt an, aber ich denke, dass es auch besser wird, wenn man sich daran gewöhnt und merkt, dass man so mehr Zeit/Freizeit hat. Was auch sehr wichtig ist in Österreich, ist der Ruhetag am Sonntag: Die meisten Geschäfte sind geschlossen und auch viele Restaurants und Cafés, darauf sollte man achten. Das ist erst ungewöhnlich für jemanden, der aus Italien kommt, weil dort viele Leute sich am Sonntag treffen, um shoppen zu gehen oder zusammen in einem Restaurant zu essen. Tatsächlich müssen in Italien viele Menschen am Sonntag arbeiten, vor allem Student*innen, die einen besser bezahlten Nebenjob haben möchten. Hier scheint es, dass die Leute mehr Freizeit haben und viele von ihnen verbringen sie in der Natur, weil sie so schön und einfach erreichbar ist. Was ich auch absolut großartig und praktisch finde, sind die öffentlichen Verkehrsmittel. Es gibt wirklich viele Verbindungen, sogar zwischen kleinen Städten und sogar bis ganz spät in die Nacht. Es ist auch sehr sicher und praktisch ein Fahrrad zu benutzen, weil es viele Radwege gibt.

Aber was wahrscheinlich am speziellsten ist, auch für Deutsch-Muttersprachler*innen, ist die Sprache. Jemand hat mir einmal gesagt: „Wenn du denkst, dass du ein bisschen Deutsch verstehst oder sprichst und du es verbessern möchtest, wenn du da bist … vergiss es! Es ist unmöglich mit dem Dialektʺ. Natürlich klingt es ein bisschen zu dramatisch. Ich denke, dass es nicht so schlimm ist, denn die meisten Leute sind sehr nett und verständnisvoll und wenn sie herausfinden, dass du nicht so gut Deutsch sprichst, versuchen sie langsamer zu sprechen und mehr Hochdeutsch zu verwenden. Also ich finde das machbar und oft auch sehr lustig, weil es immer neue Wörter zu entdecken gibt!

Schließlich würde ich sagen, dass es ein sehr toller Anfang ist, und ich freue mich darauf, mehr zu entdecken und diese Erfahrung am besten zu nutzen.