ESK-Freiwilligendienst

Von Ägypten nach Österreich – Eine Reise zu mir selbst und in eine andere Welt

Die ersten zwei Wochen in Dornbirn waren für mich wie ein Traum, den mein Gehirn einfach nicht richtig verarbeiten konnte. Jede Nacht hatte ich Albträume, in denen ich nicht aus Ägypten wegkam – sei es wegen eines abgesagten Visums, fehlender Dokumente oder verpasster Flüge. Um überhaupt wieder schlafen zu können, musste ich meine Augen öffnen und mich bewusst davon überzeugen, dass ich wirklich hier bin.

Servus! Ich bin Hamza, 23 Jahre alt, komme aus Ägypten – einer ganz anderen Welt – und freue mich, meinen ersten Monat in Dornbirn mit euch zu teilen. Es gibt so viel, was ich erlebt habe, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.

Als Medizinstudent habe ich sieben Jahren intensiven Studiums, fast ohne Pause, hinter mir. Doch ich wollte mich nicht im sicheren Umfeld meines Studiums verstecken, sondern Neues ausprobieren – deshalb habe ich mich für verschiedene Projekte beworben, die nichts mit meinem Studium zu tun haben und auch im Ausland sind. Es geht mir nicht nur darum, neue Erfahrungen zu sammeln, sondern auch darum, neue Leute kennenzulernen und das Leben außerhalb meiner Komfortzone zu erleben.

Die Arbeit fiel mir viel leichter als erwartet. Derzeit arbeite ich im Bereich der sozialen Medien bei der aha Jugendinfo, einer Anlaufstelle für Jugendliche, die sich beraten lassen möchten. Besonders spannend war für mich meine Rolle als Fotograf beim „FrageRaum Politik“. Diese Gelegenheit ermöglichte mir, einen Einblick in die Themen zu bekommen, die die Jugendlichen hier in Vorarlberg beschäftigen. Ein weiteres Highlight war die Lehrlingsmesse, auf der verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten nach der Mittelschule vorgestellt wurden.

Ein besonderer Ort für mich ist das Kolpinghaus, mein Zuhause für den letzten Monat und die nächsten zehn Monate. Das Kolpinghaus ist eine soziale Unterkunft, in der Menschen aus verschiedenen Lebensbereichen zusammenleben – von Studenten über Berufstätige bis hin zu Pensionisten. Es ist immer etwas los, und wenn mir mal langweilig ist, gehe ich einfach auf die Terrasse, oder tue so, als würde ich etwas zu essen oder zu trinken vorbereiten, und komme ins Gespräch mit den anderen Bewohnern. Es war auch spannend, zufällig auf arabisch sprechende Mitbewohner – wie ich – zu treffen, oder von einem älteren Mann, der allein lebt, Geschichten aus seinem Leben zu hören. Ganz spontan wurde ich auch zu einer Pizza-Party von italienischen Mitbewohnern eingeladen.

Besonders gut fühle ich mich, seit auch andere Freiwillige im Kolpinghaus angekommen sind. Zusammen unternehmen wir viel – und ich finde, dass jede Erfahrung viel wertvoller wird, wenn man sie teilt.

Eigentlich sollte ich ja Deutsch können, aber seit meiner Ankunft hier habe ich ehrlich gesagt mit dem starken Dialekt zu kämpfen. Manchmal fällt es mir schwer, mich mit den Leuten zu verständigen. Aber die Natur und die Menschen hier sind trotzdem unglaublich herzlich.

Vor kurzem habe ich mit einem Freund aus dem Kolpinghaus eine kleine Wanderung unternommen. Unser Plan war es, zu Fuß zum Gipfel des Karren-Bergs zu gehen und anschließend mit der Seilbahn wieder runterzufahren. Leider haben wir das Wetter nicht genau angeschaut – und wegen des starken Winds fuhr die Seilbahn an diesem Tag nicht mehr. Also mussten wir den ganzen Weg wieder zu Fuß zurückgehen. Aber mal ehrlich: Wenn immer alles glatt läuft, wo bleibt da die Spannung?

Ich habe noch so viel zu erleben, und ich möchte meine Zeit hier in Dornbirn bestmöglich nutzen. Mein Ziel ist es, tiefe Gespräche zu führen, die anderen Freiwilligen und die Menschen um mich herum besser kennenzulernen und neue Erfahrungen zu sammeln – sowohl auf beruflicher als auch auf persönlicher Ebene.