Ausland

Australien? Great Barrier Reef! Das erste Mal tauchen

Kaum waren wir aus dem Flughafen raus, sah ich schon einen kleinen grünen Papagei auf einem Baum sitzen. Mein erster Gedanke war: „Oh nein, der ist wohl irgendwo ausgebüxt.“ Doch dann erinnerte mich mein Verstand daran, dass DAS eigentlich das normale Umfeld eines Vogels, egal welcher Art, darstellt. Der Anblick eines Papageis in freier Wildbahn war so ungewohnt und komisch, dass ich da erst merkte, wie „normal“ es für mich war, dass diese Tiere in Käfigen gehalten werden. Umso schöner, wenn man so darauf hingewiesen wird, dass es eben nicht normal sein sollte.

Es war der 27. Februar, als wir in Cairns unser Bett im „Mad Monkeys“ bezogen. Die Hostelmitarbeiterin checkte noch schnell unsere Reservierung: „Oh… Wir haben nur noch zwei Zimmer, in denen jeweils ein Bett frei ist. Ihr schlaft also nicht zusammen im gleichen Raum.“ So eine Situation hatten wir noch nie auf unserer Reise. Wir sahen uns kurz an, ich zuckte mit den Schultern und musste auch etwas lachen, weil Marcel mir mit einem etwas verzweifelten Blick erwiderte: „Ja passt schon.“ Es war ja auch nur für eine Nacht, denn wir waren eigentlich hier, um unserer Campervan abzuholen und mit dem Roadtrip Richtung Süden zu starten.

Gleich neben der Rezeption des Hostels war die Reiseagentur „happy travel“. Da setzten wir uns am nächsten Tag mal hin und ließen uns über Australien aufklären 😉 Eigentlich war unsere Liste schon ziemlich lang, da wir an unserem letzten Tag in Langkawi eine Deutsche kennengelernt hatten, die schon über ein Jahr in Australien lebt. Die Tipps und Empfehlungen von Touren passten auch ziemlich gut mit unserer vorhandenen Liste überein.

Somit buchten wir auch gleich mal drei Touren, verteilt auf die nächsten zwei Wochen. Das einzige was wir schauen mussten war, dass wir auch pünktlich an den richtigen Orten waren. Es stellte sich im Nachhinein raus, dass wir uns so selbst ziemlich viel Flexibilität genommen hatten. Heute würden wir es auf jeden Fall anders machen und vor Ort buchen, auch wenn das bedeutet, länger zu bleiben, als geplant. Man lernt eben nie aus 😉 Die erste Tour starteten wir auch schon ganz spontan am nächsten Tag. Es ging zum wahrscheinlich bekanntesten Ort in Australien, zum Great Barrier Reef. Ein Traum von Marcel ging so in Erfüllung: Das GBR sehen und dort schnorcheln zu gehen. „Wollt ihr auch tauchen? Natürlich wollt ihr. Oder?“ Unser netter Reiseagent war selbst Tauchlehrer, für ihn war das selbstverständlich, dass, wenn man die Möglichkeit hat, man auch tauchen geht. Belustigt schaute ich zu Marcel rüber, der mir schon seit wir zusammen sind predigt, dass er ganz sicher niemals tauchen geht. Es sei ihm zu unheimlich und er würde vermutlich in Panik ausbrechen, wenn er nur durch einen Schlauch atmen müsste. Aber irgendwie überrumpelte ihn dieses „selbstverständlich wollt ihr tauchen gehen“ so, dass er spontan zustimmte. Wie cool! Wir gehen morgen das erste Mal richtig tauchen! Ganz wohl war ihm nicht bei dem Gedanken, das stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Ich war sehr überrascht und deshalb irgendwie noch stolzer, dass er es trotzdem versuchen wollte.

Die beiden weiteren Touren gingen auf die Whitsunday Islands und nach Fraser Island. Unser Reiseagent druckte uns eine Karte aus und schrieb uns zu den verschiedenen Orten entlang der Ostküste dazu, was wir dort alles unternehmen könnten. Eigentlich hatten wir ja geplant, den Campervan zu holen und sofort aufzubrechen, da wir aber die GBR-Tour gebucht hatten, mussten wir noch eine Nacht länger in Cairns bleiben. Trotzdem war für uns klar, wir wollen gleich im Van schlafen, denn bezahlt hatten wir ihn ja schon. Auch wenn es nur ganz unspektakulär auf einem Parkplatz vor dem Hostel war 😉

So um die Mittagszeit gingen wir zu „Jucy“, um Van Diesel abzuholen. Der Name ergab sich übrigens aus einer Instagram Umfrage 😉 Wir parkten Van Diesel vor unserem Hostel und verbrachten den Rest des Tages an der Promenade von Cairns. Im Gras spazierten Scharen von Rabenkakadus herum. Das sind schwarze Kakadus, die je nach Geschlecht und Alter rote bis orange-gelbe Schwanzfedern haben. Ich war richtig beeindruckt. Noch nie hatte ich auch nur von schwarzen Kakadus gehört und jetzt spazierten diese fröhlich vor unserer Nase herum. Etwas weiter machten es sich gerade ein paar Pelikane vor der Promenade gemütlich. Da saßen wir sicher auch 20 Minuten und sahen dabei zu, wie sie sich putzten und dann mit einer Bewegung zu einem kleinen Ball zusammenrollten. Später setzten wir uns dann noch in ein Café. Da waren wir also: in Australien. An diese strukturierte Welt mussten wir uns zuerst mal wieder gewöhnen 😉 Und an das Englisch… OMG wie überfordert wir mit diesem Englisch waren – hahaha.

Die erste Nacht in Van Diesel war ungewohnt, aber auch aufregend. Die vielen Einflüsse von draußen, die man deutlich im Auto hört, man weiß nicht, ob man das Fenster einen Spalt aufmachen kann, oder ob dann plötzlich Spinnen, Schlangen, Krokodile oder Dinosaurier im Van sind 😉 Alles in allem schliefen wir aber ganz gut. Australien war bis jetzt der einzige Kontinent, auf dem wir nicht vom Jetlag geplagt wurden, weil wir gleich so oft hintereinander so früh aufstehen mussten.

Am nächsten Morgen ging es dann an den Hafen, um unsere Tour zu starten. Im „Esszimmer“ des Bootes angekommen, mussten wir einen Zettel ausfüllen, ob wir irgendwelche Krankheiten haben, Probleme mit den Ohren usw. Dann wurden wir in Gruppen aufgeteilt und bekamen eine Einführung. Wie macht man einen Druckausgleich, wenn die Ohren zugehen, was macht man, wenn Wasser in die Brille kommt und welche Gesten mit der Hand sind wichtig, das und noch mehr wurde uns erklärt. Daumen hoch bedeutet nicht, dass alles okay ist, sondern, dass was nicht stimmt und man auftauchen will. Um zu signalisieren, dass alles gut ist, einfach ein „O“ mit Daumen und Zeigefinger formen oder die typisch australische Geste „Shaka“ bei der man eine Faust formt und dabei Daumen und den kleinen Finger ausstreckt, machen. Zudem kann der „Instructor“ Daumen, Zeige- und Mittelfinger aneinander reiben (Man macht diese Geste auch, wenn man über Geld redet), dann muss man das Ding, das den Sauerstoffgehalt anzeigt, herzeigen. Echt schwer, diese Gesten nur mit Worten zu erklären – hahahaha.

Ins Wasser gehen durfte man erst dann, wenn eine halbe Stunde nach dem Eincremen vergangen war, damit die Creme in die Haut einziehen konnte. Diese Regel gab es nicht, damit auch ja kein Gast einen Sonnenbrand bekommt, sondern weil die Creme dem Meer und somit auch dessen Bewohnern schadet. „Was?! Sonnencreme schadet der Umwelt?“ Ich war etwas schockiert, dass ich das nicht wusste und auch erst jetzt zum ersten Mal hörte. Aber wenn man mal darüber nachdenkt, auch irgendwie logisch, Sonnencreme wird ja nicht aus Baumrinde und Gras gemacht. Wiedermal eine Info, die wir uns zu Herzen nehmen und an mehr Menschen weitergeben können, die diese Gefahr, so wie wir, gar nicht richtig wahrgenommen haben.

Dann ging es los, wir zogen unsere Stinger-Suits an, bekamen unsere Sauerstoffflasche, eine Taucherbrille und Flossen. Nachdem wir uns dann alle ganz lässig ins Wasser gerollt hatten, wurden wir neben dem Boot zu einem Seil geführt, um das vorher gelernte zu üben. Anfangs bekamen wir nochmal erklärt, was zu tun ist, wenn Wasser in die Brille kommt, man sein Mundstück verliert usw. Danach tauchten wir das Seil hinunter. So ca. zwei Meter unter der Oberfläche übten wir das zuvor besprochene dann. Immer unter Beobachtung unserer Begleiterin. Ich tat mir sehr leicht mit den ganzen Anweisungen, Marcel hatte einen kurzen Moment, wo er das Mundstück aus dem Mund nahm und sofort wieder nach oben wollte, weil er irgendwie Panik bekam. Unsere Begleiterin hielt ihn aber sanft fest und ging Unterwasser nochmal alles mit ihm durch, was super wichtig war, denn danach fühlte er sich total sicher. Eine Gruppe bestand eigentlich aus vier Personen. Die einen zwei hielten sich am rechten Arm der Instruktorin fest, die anderen am linken. Bei der Einführung unter Wasser brachen zwei aus unserer Gruppe ab, weil es doch nichts für sie war. Für uns war das natürlich super, denn so hatten wir mehr Platz, also jeder bekam seinen eigenen Arm ;).

So und dann ging es richtig los. Wir hielten uns an unserer Instruktorin fest und schwammen zusammen immer weiter in die Tiefe. Wow. Wir waren mitten im Meer, sicher sechs Meter unter Wasser und konnten den Grund des Meeres sehen. Dieses Gefühl war einfach unbeschreiblich und dazu noch diese Vielfalt an Fischen, die wir da sahen. Ich war schon zwei Mal in Ägypten und auch jedes Mal schnorcheln, ich wusste also schon, was für eine Farbenvielfalt das Meer zu bieten hat. Und doch war ich so beeindruckt, als ob ich gerade zum ersten Mal den Kopf unter Wasser halten würde. Man vergisst sowas irgendwie viel zu schnell. Ich fragte mich, wie es Marcel geht, war aber selbst so beschäftigt damit, alles ganz genau zu beobachten, dass ich es nicht schaffte, den Kopf zu ihm zu drehen. Immer wieder fragte unsere Begleiterin mit dem „OK“ Zeichen, ob alles gut ist. Ein weiteres Risiko beim Tauchen ist, wenn man in der Tiefe Panik bekommt und man aus Reflex schnell nach oben schwimmen möchte, dehnt sich der vorhandene Sauerstoff in der Lunge aus und sie explodiert förmlich. Das kommt zwar nicht so oft vor, jedoch waren wir deshalb umso froher, dass wir uns so sicher in den Händen unserer Instruktorin fühlten. Der Tauchgang war vorbei und wir stiegen wieder ins Boot ein. Marcel hatte mir kurz davor schon signalisiert, wie geil er es fand. „Möchtet ihr den zweiten Tauchgang auch noch mitmachen?“ Marcel sah mich nicht mal an, um nachzufragen, er erwiderte mit einem „Ja“, das wie aus der Pistole geschossen kam. Das war mir natürlich auch recht 😉

Bis dahin unterhielten wir uns darüber, wie cool dieses Erlebnis war und wie froh wir doch waren, es gemacht zu haben. Mich hat es natürlich ganz besonders gefreut, dass Marcel so aus dem Häuschen war. Das ist einfach so ein super Beispiel dafür, dass es einen soweit bringt, wenn man sich aus der eigenen Komfortzone traut. Beim zweiten Tauchgang waren nicht mehr so viele dabei, da hatten wir auch wieder unsere Begleiterin vom ersten Mal für uns alleine. Danach hatten wir auch noch Zeit zu schnorcheln. Als unsere Instruktorin uns bei der Rückfahrt unser Zertifikat überreichte, sagte sie noch, wie super wir uns geschlagen haben und dass wir darauf unbedingt aufbauen sollten. Kann natürlich auch sein, dass sie das zu jedem sagt ;). Trotzdem fühlten wir uns danach noch besser und waren noch stolzer, als wir es eh schon waren. Denn auch wir hatten das Gefühl, dass wir da unten echt gut waren haha. Und so wurde auch schon ein weiteres Ziel auf unsere imaginäre Bucketlist gesetzt: Den Tauchschein machen.

Wir kannten das Great Barrier Reef aus Bildern in Schulbüchern und es ist ja allgemein bekannt, dass die gegebenen Umwelteinflüsse, Verschmutzung der Meere, der Klimawandel usw. dem Riff sehr stark zusetzen. Und bei diesem Punkt möchten wir nicht lügen: Das sieht man auch. Also die Korallen und deren Farbenvielfalt, von der man früher so viel gehört hat, ist eigentlich kaum bis gar nicht mehr vorhanden. Für uns war es ein unglaubliches Erlebnis, da wir zum ersten Mal richtig tauchen waren. Wer aber andere Tauchspots kennt, wird davon aber wohl eher enttäuscht sein. Für uns persönlich war es wichtig zu sehen und so auch den Vergleich zu haben bzw. sahen wir anhand von diesem so wichtigen Beispiel, dass der Lebensstil heutzutage nicht spurlos an Mutter Natur vorbeigeht.

Wir erreichten den Hafen und waren immer noch geflasht. Der Start in Australien war schon mal der Hammer. Somit waren wir auch noch gespannter, was uns in den nächsten Wochen noch alles erwarten würde. Wir stiegen in unseren Van Diesel, jetzt ging’s los mit dem Roadtrip. Erste Strecke: Cairns nach Mission Beach – ca. zwei Stunden.