Ausland

Fallschirmsprung in Australien

Über was alles muss sich eine Mama denn Sorgen machen, wenn die Tochter auf Reisen geht? Fremde Länder, andere Kulturen, spezielles Essen, grauselige Unterkünfte und komische Menschen. Hat sie genug gepackt, wird die Wäsche gewaschen, findet sie überall hin oder kommt sie alleine klar?

Nun ja, bei meiner Mama kamen dank meiner „Probiermas amol“-Einstellung und meiner Tollpatschigkeit sicher noch einige Sorgen dazu. Um ihr nicht noch weitere schlaflose Nächte zu bereiten, habe ich ihr (und so ziemlich allen) das schon erlebte Ereignis verschwiegen – ich bin aus einem Flugzeug gesprungen!

Den Gedanken, irgendwann während meinem Trip in Australien einen Skydivingsprung (zu Deutsch: Fallschirmsprung) zu machen, hatte ich irgendwie schon länger im Hinterkopf. Aber richtig darüber nachgedacht hatte ich ehrlich gesagt nie und auch die Buchung war ziemlich spontan, denn dank unseres Gesamtpakets von Peterpans bekam ich Rabatt auf meinen Sprung, wenn ich das sofort mitbuchen würde. Gesagt, getan – bald von anderen Ereignissen und Erlebnissen fast verdrängt.

Doch das Datum rückte immer näher, wir kamen in Noosa an, die Tage zuvor schaute ich immer wieder nervös hinauf in den Himmel und stellte mir vor, dass ich bald von da herunterfallen würde…. von 15 000 Feet, das sind genau 4 572 Meter!

Und dann war er da, der 4. November 2018. Um 7 Uhr morgens holte man mich vom Hostel ab, Lena konnte als Begleitung mit (sie sprang nicht… Höhenangst). Im Bus sowie vor Ort im Büro von Skydiving Australia traf ich dann die anderen fünf Personen, mit denen ich im Flugzeug sitzen werde. Ein Paar aus Schottland und drei Franzosen, alle genauso aufgeregt wie ich. Nervös, aber voller Vorfreude! Nach dem Ausfüllen mehrerer Formulare (unter anderem: für meinen eventuellen Tod haften sie nicht, sehr beruhigend!) und einem kurzen Infovideo wurden wir jeweils einem Instruktor zugeteilt – meiner heißt Jimmy.

Er fing sogleich an, mir die Ausrüstung anzulegen, die Gurte wurden festgezogen, Schnallen geschlossen und ich bekam eine Schutzbrille in die Hand gedrückt. Bevor es ernst wurde, gingen wir die wichtigsten Schritte nochmals durch und starteten mein Skydivingvideo – wie nervös ich dann schon war, kann man eh erkennen

Ich verabschiedete mich von Lena – sie würde beim Landeplatz auf mich warten – und mit allen anderen gemeinsam ging ich zum Flugplatz, wo unser Himmelfahrtsgefährt schon auf uns wartete. Klein, blau und etwas älter schon – aber in diesem Moment ziemlich angsteinflößend, denn ich wusste, sobald ich da drin bin, gibt’s kein Zurück mehr. Und so war es auch… einsteigen, hinsetzen, anschnallen, Türe zu und hinauf ging’s. Lena erzählte mir später, dass sie unser Flugzeug anfangs noch gut beobachten konnte, es nach einiger Zeit aber wie im Himmel verschwunden war, so hoch!

Ich konnte in den ersten Minuten den Flug noch richtig genießen, die Aussicht war wunderschön und auch die Angst hielt sich in Grenzen. Als wir aber immer höher und höher stiegen, ich meine „letzten Worte“ fürs Video aufnahm und es schließlich hieß: „Türe auf!“, wurde mir richtig bewusst, dass ich kurz davor war, in knapp fünf Kilometern Höhe aus einem Flugzeug zu springen. „Ob ich eigentlich völlig verrückt bin?“, fragte ich mich, als vor mir die drei Franzosen aus der Tür fielen – ja, fielen, denn es zog sie einfach nach unten und sie waren weg!

Doch lange darüber nachdenken konnte ich nicht, es ging superschnell und schon waren wir an der Reihe. An den Rand sitzen, Hände an den Gurt, Kopf zurück und zack – wir waren draußen! Die ersten zehn Sekunden waren wahrscheinlich die schrecklichsten meines bisherigen Lebens, denn ich fiel und fiel und fiel einfach nur. Daraufhin folgten aber 50 unglaublich coole Sekunden, das Gefühl ist einfach unbeschreiblich!

Nach diesen 60 Sekunden freiem Fall wurde der Fallschirm geöffnet und nach einer kurzen Erholungsphase konnte ich dann noch ca. fünf Minuten lang die geniale Aussicht genießen.

Die Landung war easy und das Gefühl, wieder sicheren Boden unter den Füßen zu haben, auch nicht schlecht. Mit dem größten Grinsen im Gesicht bedankte ich mich bei meinem Instruktor, fand absolut keine Abschlussworte für mein Video, die dem Erlebnis gerecht wurden, und wurde von Lena umarmt.

Das ganze Spektakel war zwar absolut nicht billig, aber jeden einzelnen Cent wert! Das Gefühl ist einzigartig, schrecklich und wunderbar zugleich. Ich würde es sofort wieder machen, obwohl die Angst und Nervosität davor sicher wieder da wären. Aber wie sagt ein Spruch so schön – das Leben beginnt am Ende deiner Komfortzone!

aha-Tipp

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