Ausland

14 Wochen irgendwo im Nirgendwo in Norwegen

2019 verbrachte ich im Zuge meiner Ausbildung 14 Wochen meines Lebens auf einer Farm in Melhus (Norwegen, in der Nähe von Trondheim). Ich habe mich für Norwegen entschieden, da ich ein Mensch bin, der von den nordischen Ländern schon immer fasziniert war. Ebenfalls hoffte ich so einem heißen Sommer entgehen zu können (das klappte sogar bis auf vier Tage, an denen Temperaturen von über 30° C herrschten).

Hard Facts zu meinem Praktikum

  • Juni bis September 2019
  • landwirtschaftlicher Betrieb in Melhus, Norwegen
  • Name der Farm: Gammelgarden Lysklaet
  • Direktvermarktung durch Burger und Hotdogs
  • Gastfamilie: Ole (Chef) sein Freund James und seine Mutter
  • Aufgaben: Tiere versorgen, Gemüse pflegen und ernten, Gästezimmer betreuen, auf Festivals und Märkten Lebensmittel verkaufen

Ankunft

Meine Reise begann am Flughafen von München, wo mich ein Flugzeug nach Oslo brachte, denn dort musste ich umsteigen. Nachdem ich fast meinen Anschlussflug versäumt hatte, erreichte ich nach einer Stunde Flugzeit Trondheim (meine Empfehlung: Sollte jemand in Erwägung ziehen, nach Norwegen zu fliegen und man muss umsteigen, niemals innerhalb von Norwegen umsteigen).

Schlussendlich musste ich noch mit dem Zug vom Flughafen nach Melhus fahren, wo ich schon von meiner Gastmutter erwartet wurde. Gemeinsam fuhren wir nochmals eine halbe Stunde mit dem Auto zur Farm. Die Farm liegt etwas außerhalb und die einzigen Nachbarn, die es gibt, sind selbst landwirtschaftliche Betriebe.

Auf dem Betrieb lernte ich dann meinen Chef, Ole und seinen Freund James kennen.

Startschwierigkeiten

Die Vorarlberger sind bekanntlich Menschen, die sehr höflich sind und gerne Bitte und Danke verwenden. Naja, die Worte „Bitte“ und „Danke“ gibt es in Norwegen quasi nicht und sonst auch ist der Umgangston nicht so freundlich wie zuhause. Dies hat mich am Anfang etwas irritiert. Auch war es sehr schwierig, sich in das Familienleben zu integrieren, da ich oftmals mehrere Tage/Wochen komplett alleine auf der Farm gelebt habe, weil mein Chef seinen Sohn in Oslo besucht hat. Meine Gastmutter, die Mama von meinem Chef, lebte ebenfalls in einem anderen Dorf und kam deshalb nur tageweise zu Besuch. Was jedoch die Einsamkeit etwas vertrieb, waren die vielen anderen jungen Menschen aus Frankreich, England, Deutschland und Norwegen, die ebenfalls auf der Farm arbeiteten. Wir haben nicht nur zusammengearbeitet, sondern auch gemeinsam gekocht, die Gegend erkundet und unzählige Spiele zusammen gespielt.

Aufgaben

Mein Tag startete recht spät um 7.30 Uhr. Die meisten Norweger sind eher Nachteulen, was auch öfters dazu führte, dass wir um 10 Uhr abends noch anfingen, Zäune aufzustellen oder Tiere zu treiben. Ich denke das kommt davon, dass es dort oben im Sommer niemals richtig dunkel wird (siehe Bild unten).

Am Morgen fütterte und ließ ich die Tiere raus. Auf dem Hof lebten Ziegen, Schweine, Schafe, Kühe, Hühner und Enten. Danach folgten verschiedene Tagesaufgaben wie Zäunen, Heuen, verschiedene Dinge reparieren oder das Gästehaus für neue Gäste herrichten. Ebenfalls kümmerte ich mich sehr oft um das Gemüse (Unkraut jäten und ernten), was mit die spaßigste Hofarbeit war. Das tollste war aber immer, wenn am Wochenende Festivals oder Märkte stattfanden, wo wir Burger und Hotdogs verkauften. Insgesamt konnte ich dadurch fünf Festivals und unzählige Märkte in Norwegen besuchen. Auch wenn wir, die anderen Praktikanten und ich, auf den Festivals gearbeitet haben, hatten wir immer ausreichend Zeit, uns umzusehen oder auch Konzerte zu besuchen. So hatte ich auch die Möglichkeit, ein Konzert der Band Kiss zu besuchen. Auch wenn die Festivals anstrengend waren, da ich zum Teil 10 Stunden am Stück arbeitete, haben sie riesigen Spaß gemacht!

Erlebnisse

Ich lernte eine Norwegerin kennen, die auch öfters auf den Festivals arbeitete. Mit ihr verbrachte ich auch oft meine Freizeit und so half ich ihr bei ihren Deutsch-Hausübungen und sie brachte mir leichte Sätze und Zahlen auf Norwegen bei. Die Zahlen brauchten wir vor allem bei den Festivals, was die Arbeit enorm erleichterte. Einer meiner Lieblingssätze wird immer „vil du ha brod“ was soviel heißt wie „Willst du Brot?“ bleiben. Mit zwei Deutschen besuchte ich den Nationalpark „Dovrfjell“ in der Hoffnung, dass wir Moschusochsen zu Gesicht bekommen, was leider nicht klappte. Mit zwei Franzosen war ich in vielen verschiedenen Fjorden baden und machte zum ersten Mal Autostopp. Ich durfte in Norwegen viele wunderschöne Dinge erleben und bin froh, dieses Abenteuer gewagt zu haben.

Fazit

Auch wenn die Arbeit manchmal anstrengend war und ich sehr oft alleine war, würde ich es sofort wiederholen! Ich habe viele Erfahrungen gesammelt und bin über mich selbst hinausgewachsen. Ich habe tolle Menschen kennen gelernt, mit denen ich zwei Jahre später teilweise immer noch Kontakt habe. Meine Faszination für die norwegische Kultur, Menschen und Landschaft wird mir für immer erhalten bleiben und ich kann es kaum erwarten, irgendwann mal wieder Zeit in Norwegen zu verbringen und alte Freunde wieder zu treffen!

Wer sich für die Farm interessiert, Ole freut sich immer über Praktikanten. Einfach über http://www.rettfragarden.no/ Kontakt aufnehmen.

Tipps, Tricks und Empfehlungen für den nächsten Norwegen-Besuch

  • Kreditkarte nicht vergessen! (die meisten Zahlungen erfolgen bargeldlos und viele einfache Bankomatkarten werden nicht akzeptiert) und am besten ausreichend gedeckt (NO ist sehr teuer!)
  • Vorsicht mit Dialekt, einzelne Wörter werden von Norwegern verstanden, da Norwegisch sich wie eine Mischung aus Deutsch, Englisch, Niederländisch und etwas Undefinierbarem anhört
  • unbedingt den Regenschirm und Regenjacke einpacken!
  • Autostopp funktioniert immer (auch als Mädchen alleine)
  • den Fotoapparat keinesfalls vergessen!
  • alles wird selbst gemacht, was Zeit braucht, also nicht hetzen, denn das mögen sie gar nicht
  • Pünktlichkeit ist für die meisten ein Fremdwort
  • unbedingt Heidelbeeren und Moltebeeren probieren (selbst gepflückt natürlich!)
  • beim Besuch von Trondheim unbedingt Korsvika, Vi Fire Cafe & Interiør (weltbeste heiße Schokolade und sehr preisgünstig für NO) trinken und die Häuser am Wasser besuchen und Skoleboller probieren