ESK-Freiwilligendienst

Lettland – ein Land mit eisigen Wintern

Lettland im Osten Europas: Ein Land in dem der höchste Berg, wenn man ihn überhaupt so nennen darf, 300 m hoch ist und der Winter phasenweise mit -27°C und kaum Schnee sehr lang sein kann. Trotz alledem ist es ein sehr schönes Land mit einer unheimlich vielfältigen Natur – vom Sandstrand bis zum Nationalpark ist alles dabei.

Nach der Matura im Mai 2021 wollte ich etwas Neues machen und über mich selbst hinauswachsen – weit weg von zuhause, das erste Mal allein in einem fremden Land, mit einer fremden Sprache und einer anderen Kultur.

Vor meinem Start in das neue Abenteuer lebten wir bereits seit zwei Jahren mit Corona, dennoch hat der Virus mein ESK-Jahr sehr geprägt. Von einem Lockdown, der Angst, dass Corona mir einen Strich durch die geplante Reise macht bis hin zur eigenen Quarantäne war alles dabei.

Zum Glück konnte ich dennoch am 15. September 2021 meine Reise in ein komplett neues Leben außerhalb meiner Komfortzone starten. Von Stuttgart aus bin ich nach Riga geflogen und dort lernte ich direkt die anderen drei Freiwilligen kennen. Mit dem Auto und unserer zukünftigen Chefin ging unsere Reise weiter in den Osten des Landes, in die Kleinstadt Gulbene.

Die Arbeit

Da wir vier Freiwillige waren, wurden wir in drei verschiedenen Kindergärten untergebracht. In meinem Kindergarten war ich zusammen mit einer anderen Freiwilligen aus Deutschland. Dort bestand unsere Aufgabe darin, den Erzieherinnen bei allen möglichen Tätigkeiten unter die Arme zu greifen, wie zum Beispiel beim Anziehen der Kinder und bei Bastel- oder Sportaktivitäten zu helfen. Für die älteren Kinder organisierten wir wöchentlich einen Englischunterricht.

Ebenfalls konnten wir unsere eigenen Ideen laufend einbringen und wurden dabei von unserer Organisation immer unterstützt. Wir planten zum Beispiel im Februar einen Sporttag anlässlich der Olympischen Winterspiele, welche zeitgleich in Peking stattgefunden haben. Dort erklärten wir den Kindern alles Wichtige zu den Spielen, bastelten eigene Fackeln und spielten die ausgefallensten Spiele mit ihnen. Zu Ostern organisierten wir ebenfalls einen Thementag und durften dort unterschiedliche lettische Ostertraditionen kennenlernen wie beispielsweise das Färben von Ostereiern mit Blumen, Reis und verschiedenen Kräutern. Zum Abschluss unseres Projekts planten wir ein großes Event mit dem Thema Piraten und einer riesigen Schatzsuche. Das war ein richtig schöner Abschluss mit den Kindern und Erzieherinnen.

Die Arbeit beschränkte sich aber nicht nur auf den Kindergarten. Einmal in der Woche waren wir in der Bibliothek, in der wir verschiedene Workshops und Kurse planten. Zum Beispiel gaben wir während den ganzen zehn Monaten einmal pro Woche einen Deutschkurse für Erwachsene aus Gulbene, was sich anfangs als schwierig erwies. Nach einer Weile hatten wir den Dreh raus und es hat schlussendlich sogar großen Spaß gemacht.

Einen Nachmittag pro Woche verbrachten wir in einem Jugendzentrum in einem Nachbardorf. Anfangs war das unheimlich zäh, da aufgrund von Corona und den neuen Regeln nicht sehr viele Jugendliche kamen. Deshalb hatten wir dort fast nichts zu tun. Mit der Zeit hat sich aber auch das Problem gelöst und wir konnten bei den verschiedensten Projekten mitwirken.

Durch die vielen unterschiedlichen Tätigkeiten hatte ich einen sehr vielseitigen und abwechslungsreichen Arbeitsalltag in Lettland.

Freizeit

In meiner Freizeit habe ich viel Zeit mit den anderen Freiwilligen verbracht. Im Winter war es oft zu kalt, um irgendwas außerhalb unserer Wohnungen zu machen. Darum trafen wir uns oft in einer unseren Wohnungen, um zu reden, gemeinsam zu kochen und das ein oder andere Gläschen Wein zu trinken.

Meine absoluten Highlights waren definitiv die ganzen Reisen, die ich während der zehn Monate gemacht haben. Gleich zu Beginn meines ESK machte ich mit den anderen drei Freiwilligen einen Ausflug nach Tallinn, wo wir vier Mädels uns gleich besser kennengelernt haben. Um dem Alltagstrott der Kleinstadt Gulbene zu entkommen, haben wir gemeinsam viele kleine Wochenendtrips in Lettland gemacht. Im Frühling reiste ich dann noch mit meinem Freund nach Stockholm, was meiner Meinung nach eine der schönsten Städte im Norden ist. Gegen Ende des Projektes haben eine andere Freiwillige und ich noch einige Städte im Westen des Landes besucht.

Die Sprache stellte für mich ein unheimliches Problem dar, egal in welchem Bereich. Obwohl wir zweimal die Woche einen Lettisch-Kurs mit einer Privatlehrerin hatten, tat ich mir sehr schwer damit. Schlussendlich schaffte ich es dann aber mich ein wenig (und wirklich nur ein wenig) zu unterhalten. Großteils konnte ich einige Wörter verstehen und mir dann zusammenreimen was gemeint war.

Mein Fazit zum ESK-Freiwilligenjahr ist, dass ich sehr viel über mich selbst gelernt habe. Allein in ein fremdes Land zu ziehen, dessen Sprache ich nicht kannte und zum ersten Mal auf sich selbst gestellt zu sein, war am Anfang sehr schwierig für mich. Doch nach einiger Zeit hatte ich eine Routine und verstand mich auch super mit den anderen in meinem Projekt. Obwohl nicht alles immer so abgelaufen ist wie ich dachte, hauptsächlich aufgrund von Kommunikationsschwierigkeiten, würde ich ein ESK-Jahr immer wieder machen.