Reisen oder Umziehen ins Ausland ist sicherlich sehr interessant, da man zum Beispiel viele neue Erfahrungen macht und viele Leute kennen lernt, aber es ist auch möglich, dass man manchmal frustrierende Momente, Schwierigkeiten, Demotivation, Einsamkeit oder Heimweh fühlt. Natürlich sind solche Erfahrungen nicht angenehm und diese Gefühle könnten auch durch ganz andere Dinge verursacht werden. Aber wenn sie anhalten, könnte es auch ein kultureller Schock sein.
Aber was ist das?
Ein Kulturschock ist, wenn wir die Auswirkungen des Übergangs von einer bekannten Heimatkultur zu einer, die keine ist, spüren. Man kann zum Beispiel Schwierigkeiten haben bei der Anpassung an die Mentalität und Gebräuche eines Landes, mit der Sprache oder Bürokratie. Manchmal fällt es schwer, neue Leute kennenzulernen, das Essen schmeckt nicht, das Klima ist ungewohnt oder man fühlt sich einfach in der neuen Umgebung nicht wohl. Es ist ein ganz normaler Prozess, aber es dauert oft, bis man sich der Unterschiede zwischen seinem Heimatland und dem Gastland bewusst wird und sich an sie anpasst.
Es gibt normalerweise 4 Phasen:
- Die Honeymoon-Phase, in der uns alles fantastisch und aufregend erscheint, weil es immer noch neu und wahrscheinlich unbekannt ist. Wir fühlen uns oft voller Energie und motiviert, um alles, was neu ist, zu entdecken.
- Die Krisen-Phase, die ist wahrscheinlich die frustrierendste Phase, denn die Umgebung scheint uns fremd und schwer zu verstehen. Auch kleine Dinge stören uns, und wir möchten einfach nur nach Haus gehen, zu den Dingen, die wir gut kennen und lieben.
- Die Erholungs-Phase, die oft Zeit braucht, um anzukommen und sich zu entwickeln. Aber sie ist sehr wichtig, weil man die Dinge allmählich aus einer offeneren und ruhigeren Perspektive betrachten kann.
- Und endlich die Anpassungs-Phase, in der man sich an den neuen Lebensstil anpasst und dabei sogar einige Aspekte und Unterschiede wahrnimmt, ohne darüber zu urteilen. Man fühlt sich ruhiger und wohler in der neuen Umgebung, man hat eine Routine, lernt Leute kennen und alles scheint einfacher.
Aber natürlich ist jede Person anders und die Phasen sind nicht immer für alle gleich. Unterschiede können insbesondere in den Reaktionen und der Dauer jeder Phase auftreten.
Es ist immer anstrengend, die Perspektive zu wechseln, wenn wir uns bereits in einem schwierigen Moment befinden. Aber es gibt auf jeden Fall einige Dinge, die sowohl vor einer Auslandserfahrung als auch vor einigen Herausforderungen getan werden können.
Hier ein paar Vorschlage:
Unterschätze nicht den Kulturschock. Selbst wenn du in ein Land gehst, das nicht so weit von deinem eigenen weg ist oder offensichtlich eine ähnliche Kultur hat, kann es immer noch passieren, dass du von einigen Unterschieden und Problemen überrascht wirst, die mit der Zeit auftreten. Was man zumindest tun kann, ist sich dessen bewusst zu sein und zu versuchen, sich langfristig nicht von den schlechten Gefühlen übermannen zu lassen. Jedes Land ist anders und hat seine positiven und negativen Seiten, aber man sollte versuchen, diese ein bisschen weniger mit dem zu vergleichen, was man gewohnt ist.
Gib dir Zeit, dich anzupassen und deine Emotionen zu verarbeiten. Versuche geduldig und sanft zu dir selbst zu sein, denn wenn du Druck auf dich ausübst, wird es nur schlimmer und langsamer. Wenn du dich nicht wohl fühlst, ist es wichtig, dieses Gefühl ernst zu nehmen und zu versuchen, zu verstehen, was der Grund ist, der dich so fühlen lässt. Danach ist es viel einfacher es zu akzeptieren und etwas dagegen zu tun. Etwas, das dir auch helfen kann, ist zum Beispiel ein Tagebuch, in das du deine Gefühle schreiben kannst, aber auch Dinge, für die du dankbar bist oder die dich überrascht haben. Es hat mir persönlich in vielen schwierigen Momenten meines Lebens geholfen.
Das Wetter kann einen starken Einfluss auf unsere Stimmung und unser Energieniveau haben, daher ist es sehr wichtig sich daran anzupassen. Wenn jemand zum Beispiel nicht an regnerisches Wetter gewöhnt ist, kann er oder sie es langweilig oder depressiv finden. Wer im Gegenteil aus einem kalten Land kommt, kann sehr warmes Wetter sehr ermüdend finden. Es braucht natürlich Zeit, um sich anzupassen, aber man kann ein bisschen im Voraus recherchieren, über alternative Aktivitäten nachdenken und geeignete Kleidung für den Ort mitbringen, an dem man leben wird. Ich bin zum Beispiel kein Winter-Sport-Mensch, so habe ich an einem Strickkurs in der Stadtbibliothek in Dornbirn teilgenommen. Meinen Kultur-Pass (den habe ich für meinen Freiwilligendienst bekommen und mit dem kann ich frei in die meisten Museen und zu kulturellen Veranstaltungen gehen) benutze ich für Filme und Konzerte im Spielboden.
Wenn du Zeit hast, entdecke neue Orte und die Umgebung, wo du lebst. Besonders wenn du normalerweise ein Planer bist, versuche spontan irgendwohin zu gehen. Es muss nicht weit sein und du kannst dich sogar verlaufen, aber es geht darum, selbstbewusster zu werden und etwas Neues oder Faszinierendes zu entdecken. Du kannst zum Beispiel in ein lokales Museum gehen, um mehr über die regionale Geschichte und Entwicklung zu lernen. Das alles wird dir irgendwann helfen, dich wohler und weniger fremd an deinem Wohnort zu fühlen. Ich habe zum Beispiel das Schloss Schattenburg in Feldkirch besucht und es war wirklich eine schöne Erfahrung. In Vorarlberg gibt es auch viele Möglichkeiten, um sich in der Natur zu unterhalten: direkt in Dornbirn gibt es z. B. den Karren (Berg). Dort kann man Wanderungen machen oder mit der Karrenseilbahn fahren. Direkt im Wald gibt es einen schönen Fitness-Parcours, wo man Sport treiben kann. Man sollte unbedingt auch die Schönheit des Bodensee in Bregenz oder Lindau erleben.
Halte regelmäßig Kontakt zu deiner Familie und deinen Freunden, aber versuche, aus deiner Komfortzone herauszukommen und neue Leute kennenzulernen. Das Leben fühlt sich viel einfacher an, wenn man sich als Teil einer Gemeinschaft fühlt. Das können die Kollegen am Arbeitsplatz sein oder in der Schule, die Mitstudierenden, die Nachbarn oder die Teilnehmenden einer Hobbyklasse oder Sportgruppe. Versuche einfach, aufgeschlossen zu sein und dich nicht unter Druck zu setzen: Es geht nicht darum, so viele Menschen wie möglich kennenzulernen, am Anfang reichen ein oder zwei Menschen. Wichtig ist, dass man sich wohlfühlt und trotz der möglichen Unterschiede Gemeinsamkeiten findet.
Versuche, an kulturellen Veranstaltungen teilzunehmen, sowohl in Gesellschaft als auch allein. Es ist wichtig, die Kultur, in der wir leben, zu entdecken. Wenn du mit jemandem gehst, könnt ihr unvergessliche Momente haben und eure Bindung stärken. Mein Vorschlag wäre aber auch, keine Angst zu haben, auf eigene Faust zu gehen. Vielleicht wirst du kleine Details oder bestimmte Gefühle bewusster wahrnehmen, du kannst unerwartete Erfahrungen machen oder neue Leute kennenlernen. Für mich z. B. war es interessant, den Fasching in Vorarlberg zu erleben, denn der ist echt wichtig hier: Er dauert von 11.11 bis Mitte Februar! Es war auch wunderschön, die verschiedenen Weihnachtsmärkte in Dornbirn, Feldkirch, Bregenz und Lindau zu besuchen und die Krampus-Parade in Bregenz zu sehen. Dort gab es ungefähr 600 Krampusse aus Italien, Deutschland, Südtirol, der Schweiz und Österreich, jeder mit seinen eigenen Besonderheiten.
Versuche die Sprache des Landes zu lernen und zu üben, obwohl der Anfang immer schwer ist und es Zeit braucht, um Fortschritte zu machen und selbstbewusst zu werden. Vielleicht kannst du an deinem Arbeitsplatz oder in der Schule mit nur Englisch überleben. Wenn du aber in anderen Kontexten bist, wird nicht jeder in der Lage sein, auf Englisch mit dir zu kommunizieren, und nach einer Weile wird die Kommunikation nur mit Gesten nicht ausreichen. Du kannst versuchen, einem Sprachkurs, einer Tandemgruppe beizutreten oder einfach nur auf eigene Faust lernen. Der Weg, um besser zu werden, ist aber zu üben, auch nur bei kleinen Anlässen wie in einem Geschäft oder in einem Restaurant. Die Einheimischen werden die Mühe zumindest zu schätzen wissen und es wird es einfacher machen, sich einzufügen.
Achte auf die Art zu sprechen und zu gestikulieren. Einige Länder können bestimmte Formen nutzen, um Menschen anzusprechen oder bestimmte Gesten (besonders in Italien zum Beispiel, wo ich herkomme), um Gefühle ohne Worte auszudrücken. Es ist dann sehr wichtig, diese Bräuche zu kennen, um Missverständnissen oder Beleidigungen vorzubeugen. In Österreich wird es zum Beispiel immer üblicher, Menschen mit einer geschlechtsneutralen Anrede, statt der männlichen und weiblichen Form anzusprechen.
Vergleiche deine Anpassungszeit nicht mit anderen, denn jeder hat ein anderes Tempo und das von jemand anderem muss nicht zu dir passen. Obwohl es manchmal so aussieht, als ob andere Menschen die Dinge besser oder schneller machen, weiß man nie, wie genau sich die andere Person fühlt und wie schwer es ihr fällt. Wenn du dich mit anderen vergleichst, kann das genau das Gegenteil bewirken. Wenn du dich unter Druck setzt, fühlst du dich schneller entmutigt und nicht in der Lage, die Hürden zu überwinden, wenn etwas nicht wie geplant läuft.
Das sind nur ein paar Tipps und sie müssen nicht für jeden passen, denn wir sind alle verschieden und jeder kann anders auf einen Kulturschock reagieren. Auf jeden Fall ist es gut zu wissen, dass so etwas existiert. Man sollte auch keine Angst haben, mit anderen Menschen darüber zu sprechen, wenn man das Bedürfnis hat, denn es ist völlig normal.