Im September 2024 ging es mir wie vielen jungen Menschen nach dem Schulabschluss: Ich wollte vor allem einfach raus. Das Land war mir dabei eigentlich gar nicht so wichtig – ich wollte vor allem ein Projekt, für das ich brenne. Dass schlussendlich nicht nur das Projekt bei Gimle – einer Konzert- und Veranstaltungsstätte, sondern auch Dänemark perfekt für mich sind, hätte ich mir so gar nicht erträumen können.
Mein Alltag bestand vor allem daraus, in einem süßen kleinen Café zu arbeiten und den unterschiedlichsten Leuten zu begegnen. Direkt nebenan ist der Veranstaltungsort, in dem mehrmals wöchentlich – zeitweise sogar täglich – Konzerte stattfinden. Das Beste an meinem Jahr war, dass ich dadurch jederzeit die Möglichkeit hatte, Livemusik zu erleben, die ich sonst nie gesehen hätte. Ein Jahr lang war von „Epicfest“, einer mehrtägigen Fantasy-Metal-Veranstaltung, bei denen die Besucher sich als Elfen, Ritter und Gnome verkleidet haben, über das Delta-Festival, eine Veranstaltung mit unzähligen größeren und kleineren Namen aus der dänischen Newcomer-Musikszene, bis hin zur Möglichkeit beim Roskilde Festival, einem der größten Festivals Europas, Freiwilligenarbeit zu leisten, alles dabei.
Besonders beeindruckt war ich dieses Jahr vor allem davon, wie viel Engagement und Initiative junge Leute hier an den Tag legen, um Kultur für andere junge Menschen erlebbar zu machen. Ein monatliches Highlight für Jugendliche hier in Roskilde ist der sogenannte Ungejam – eine OpenMic-Veranstaltung, die von den Schülern des lokalen Gymnasiums ins Leben gerufen wurde, um Jugendlichen bei einer Jamsession eine Bühne zu bieten. So kann sich jeder musikalisch ausprobieren und auch der soziale Aspekt des gemeinsamen Musizierens wird gefördert. Auch das jährliche Deltafestival wird von Jugendlichen organisiert und bietet jungen Menschen, die sich für das Musik-Business interessieren, die Möglichkeit, zu lernen was alles dazugehört, ein Event dieser Größenordnung auf die Beine zu stellen. Außerdem haben sie so die Möglichkeit, Erfahrung in diesem Bereich zu sammeln. Auch uns ESK-Freiwilligen wurde viel Freiheit gewährt, unsere eigenen Ideen zu verwirklichen und unseren Beitrag zur Kulturstätte zu leisten. Im April habe ich zum Beispiel ein Creative-Café veranstaltet, bei dem Kunden sich mit verschiedenen Materialen kreativ ausprobieren konnten. Auch mit Flohmärkten, Bingo oder DJ-Sets haben wir das Café immer wieder mit Leben gefüllt.
Abgesehen davon, meinen musikalischen Horizont erweitert zu haben, bin ich auch auf einer persönlichen Ebene sehr gewachsen. Ein freiwilliges soziales Jahr ist der perfekte Start ins Erwachsenen-Leben. Obwohl man vollkommen frei und selbstständig lebt, hat man für alle Hindernisse ein weitläufiges Sicherheitsnetz von Leuten, an die man sich mit allen möglichen Sorgen wenden kann. Abgesehen davon ist die Erfahrung, in einem anderen Land zu leben und aus erster Hand zu erfahren, wie es ist, sich in einer fremden Umgebung einleben zu müssen, vor allem ohne die Sprache zu können, unfassbar wertvoll. Man lernt, was es wirklich heißt, Werte wie Toleranz und Akzeptanz gegenüber seinen Mitmenschen zu verinnerlichen und deren Relevanz auf einer tieferen Ebene zu verstehen. Ich denke, was ich am meisten in diesem Jahr gelernt habe, ist, wie wichtig Verständnis ist – von und gegenüber anderen. Und in der heutigen Welt kann ein bisschen mehr Verständnis wohl niemandem schaden 🙂